Insektensterben stoppen: Entdecke, warum Bienen, Käfer und Schmetterlinge so wichtig sind. Erfahre, wie du mit kleinen Veränderungen im Garten oder auf dem Balkon einen Beitrag leisten kannst.
Wir brauchen die Insekten – und die Insekten brauchen uns!
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“ Albert Einstein, 1949
Dieses Zitat ist über 70 Jahre alt und dennoch höchst aktuell. Weltweit sind etwa ein Drittel aller Insektenarten vom Aussterben bedroht. Neben Schmetterlingen und Käfern sind Bienen besonders stark betroffen. Zwar spricht Albert Einstein anstatt von Insekten im Allgemeinen nur von Bienen und vernachlässigt weitere wichtige Funktionen neben der Bestäubung, doch sein Kerngedanke stimmt. Wir und andere Organismen brauchen die Insekten, um zu überleben. Nur warum ist das so?
In Deutschland gibt es insgesamt 33.000 Insektenarten. Davon erfüllt jedes einzelne Tier eine wichtige Funktion im Ökosystem. Honigbienen, Wildbienen, Hummeln, Wespen, Schmetterlinge und eine Vielzahl weiterer Arten bestäuben 90% aller Wildblumen und 75% aller Nutzpflanzen, darunter sowohl Gemüse und Obst als auch Futterpflanzen für Tiere. Zudem spielen Insekten eine wesentliche Rolle im Nährstoffkreislauf, da sie unter anderem Blätter, Rinde, Holz und Kadaver zersetzen und auf diese Weise die Humusbildung unterstützen. Ebenso wichtig ist ihre Funktion als Nahrungsgrundlage für zahlreiche weitere Tiere wie zum Beispiel Vögel.
So klein und unscheinbar sie auch sein mögen, Insekten bilden auf der ganzen Welt eine Grundlage für das Überleben von Pflanzen, Tieren und Menschen. Sie haben eine zentrale Bedeutung für die biologische Vielfalt und die Gesundheit unseres Ökosystems. Gleichzeitig gilt; ohne gesundes Ökosystem gibt es keine Insekten. Jede Art hat unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum, wie das Angebot an Nahrungspflanzen und bevorzugten Rückzugsorten. Je weniger biologische Vielfalt ein Ort zu bieten hat, desto weniger Insekten können dort leben. Die Flächen sollten naturbelassen und möglichst unkultiviert sein, damit sich die kleinen Tierchen dort wohlfühlen. Große Naturschutzgebiete sind dabei genauso wichtig wie kleine Grünflächen, Hecken, Wiesen oder blühende Randstreifen an Feldern. Denn selbst in Naturschutzgebieten geht die Artenvielfalt zurück, da es schlicht zu wenige sind. Und das sind noch längst nicht alle Gründe für das Insektensterben, das wir gerade erleben.
Wie schlimm steht es um unsere Insekten?
Die derzeit bekannteste Studie zum Rückgang der Insektenpopulation wurde von Entomolog*innen aus Krefeld veröffentlicht. Sie fanden heraus, dass an über 60 Standorten im Westen Deutschlands die Biomasse der Insekten in den letzten 30 Jahren um unfassbare 76% zurückgegangen ist. Besonders alarmierend ist: alle Daten stammen aus Naturschutzgebieten. Im Jahr 2019 wurden die Ergebnisse von Forscher*innen in München bestätigt. Diese hatten im Zeitraum von 2008-2017 in Wäldern einen Rückgang von etwa 40% und in Graslandschaften einen Rückgang von etwa 67% beobachtet. Besonders betroffen waren Graslandschaften, die von landwirtschaftlichen Flächen umgeben sind. Von den Insekten waren besonders die betroffen, die keine großen Strecken zurücklegen. Dieser Rückgang hat bereits erste Konsequenzen. Eine weitere 2019 veröffentlichte Studie zeigt, dass 71% der Vogelarten in Agrarlandschaften mit schwerwiegenden Bestandseinbrüchen zu kämpfen haben. Ein Hauptgrund dafür ist das Fehlen ihrer Nahrung, der Insekten.
Was sind die Gründe für das Insektensterben?
Letztlich resultieren die Gründe für das Insektensterben aus dem verstärkten Eingreifen des Menschen in natürliche Ökosysteme. Der Verlust von Lebensräumen ist ein zentraler Punkt. Natürliche oder naturnahe Landschaftsstrukturen mit ausreichender Biodiversität werden immer seltener. Sowohl Monokulturen auf Feldern als auch zu aufgeräumte Parks und Gärten oder Rasenflächen bieten Insekten weder Nahrung noch Unterschlupf. Dazu kommt die Versiegelung von Flächen durch Bebauung und Verkehrsinfrastruktur etc. sowie die Entwässerung von Feuchtgebieten. All das führt dazu, dass Bienen, Schmetterlingen, Käfern und Co. nur noch wenige Rettungsinseln bleiben, deren Abstände zueinander sich immer weiter vergrößern.
Aber das ist noch nicht alles. Die konventionelle intensive Landwirtschaft schädigt Insekten nachweislich durch den Einsatz von chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Auch zu häufiges Mähen und Beweiden sowie die Verdrängung heimischer Arten stellen Probleme dar. Zuletzt sei die Lichtverschmutzung genannt: allein an den Straßenlaternen Deutschlands verenden jede Nacht rund eine Milliarde nachtaktiver Insekten. Der Klimawandel verstärkt den Rückgang der Biodiversität weiter, wobei auch die Möglichkeit besteht, dass neue Arten hier heimisch werden und die entstehenden Lücken füllen.
Was wird getan? Was kannst Du tun?
Im Jahr 2019 hat die Bundesregierung das „Aktionsschutzprogramm Insektenschutz“ beschlossen, wobei es sich um das bisher umfangreichste Maßnahmenpaket Deutschlands zum Schutz von Insekten handelt. Zentrale Aspekte sind ein Insektenschutz-Gesetz, die finanzielle Förderung von Insektenschutz und -forschung sowie entsprechendem Engagement, der Schutz und die Wiederherstellung von Lebensräumen, die Verringerung des Einsatzes von Pestiziden und anderen Schadstoffen und die Eindämmung der Folgen der Lichtverschmutzung. Das klingt erst einmal nicht schlecht.
Laut dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland ist dieses Programm allerdings unzureichend, um das Artensterben wirklich zu stoppen. Deswegen ist es nötig, dass wir alle mit anpacken und anfangen, zu handeln!
Schon kleine Gärten und Balkone können zu wahren Oasen für Bienen und andere Insekten werden. Wichtig dabei ist, auf chemische Mittel zu verzichten und heimische Wildpflanzen, insbesondere Stauden, oder zumindest insektenfreundliche Pflanzen mit offenen Blüten zu kultivieren. Auch Kräuter sind sehr beliebt. Schon bei der Planung kannst Du darauf achten, dass Du Pflanzen aussuchst, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten, am besten über das ganze Jahr verteilt, blühen. Das freut in der Regel sowohl Insekten als auch Menschen gleichermaßen. Grundsätzlich gilt, je diverser, desto besser!
Jedes noch so kleine Gewässer hilft!
Weiterhin ist jedes noch so kleine Gewässer ein Segen für die Insektenwelt, da sich die Wege zur nächsten Trinkstelle somit verkürzen. Außerdem freuen sich Insekten über Nistplätze. Wenn Du Insektenhotels kaufen möchtest, achte darauf, dass sie nicht zu eng, tief genug und an einer Seite geschlossen sind. Sie selbst zu basteln ist jedoch einfach, günstig und eine tolle Idee für eine Bastelaktion mit Kindern.
Auch ohne Hotel finden Insekten eine Behausung in deinem Garten, sie sind nämlich äußerst genügsam, was ihren Unterschlupf angeht. Altes Holz, vertrocknete Pflanzen, Sandhügel, Mauern oder sonstige unaufgeräumte Ecken im Garten reichen ihnen meist schon aus. Ansonsten ist es sehr effektiv, Flächen der Natur zu überlassen, sofern das möglich ist.Wenn Du deinen Garten beleuchten möchtest, greif am besten auf Zeitschaltuhren, Bewegungsmelder und LED-Lampen zurück. Diese emittieren nur Licht oberhalb einer bestimmten Wellenlänge, die von Insekten weniger wahrgenommen wird.
Wenn Du keinen Garten, Balkon oder Ähnliches hast, kannst Du vielleicht in einem Gemeinschaftsgarten an Insektenprojekten mitarbeiten oder auch fragen, ob Du in Außenbereichen dir bekannter Kitas, Schulen oder bei der Arbeit insektenfreundliche Pflanzen sähen kannst.
Mit jedem Bio-Produkt, was Du kaufst, leistest Du einen Beitrag zur Insektenförderung, denn die ökologische Landwirtschaft ist nachweislich insektenfreundlicher im Vergleich zur konventionellen, da sie auf Pestizide verzichtet und in der Regel eine höhere Biodiversität aufweist. Vielen Dank dafür!
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