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Skandinavische Sommertradition

Wieder einmal fiebert man in Schweden der kürzesten Nacht des Jahres entgegen: Mittsommer (Midsommar). Auch wenn die Feierlichkeiten diesmal in einem deutlich kleineren Rahmen stattfinden dürften, so ist und bleibt diese Tradition doch einer der Höhepunkte im schwedischen Festtagskalender – und ein Sinnbild für skandinavische Lebensart.

Mittsommer feiern die Schweden seit 1952 offiziell an jenem Samstag, der zwischen dem 20. und dem 26. Juni und damit am nächsten am Johannistag (24. Juni) liegt. Dieses Jahr ist es am 20. Juni so weit. Anders als in den anderen Ländern Skandinaviens wird dem Heiligen Johannis jedoch keine besondere Bedeutung beigemessen. Stattdessen steht die Jahrtausende alte Faszination der Menschen für die Magie der hellen Nächte zu Beginn des Sommers im Vordergrund. Mittsommer war somit seit jeher vor allem ein spirituelles, ein magisches Fest.

So ist es Brauch, dass unverheiratete Mädchen und Frauen in der Mittsommernacht Wildblumen der sieben Sorten Klee, Veilchen, Vergissmeinnicht, Glockenblumen, Wollgras, Margeriten und Timotheusgras pflücken und diese beim Zubettgehen unter ihr Kopfkissen legen. Im Traum soll ihnen dann derjenige Mann erscheinen, der sie später einmal heiraten wird. Damit der Traum jedoch wahr wird, müssen die Blumen schweigend gepflückt werden. Auch muss das im Traum Gesehene fortan ein Geheimnis bleiben. Mittsommer – ein Fest der Liebe.

Und ein Fest für die Familie! Wobei die Schwedinnen und Schweden während der Feierlichkeiten eigentlich eine einzige große Familie sind. Schon am Freitagabend vor Mittsommer binden sie in großer Runde Blumenkränze, sowohl als Kopfschmuck als auch für die berühmte majstång. Letztere ähnelt in etwa dem deutschen Maibaum, der schwedische Begriff geht allerdings auf das Verb maja („mit Blumen schmücken“) zurück. Die Blumenkränze gelten seit jeher als Symbol von Fruchtbarkeit und Wiedergeburt und um die reichlich mit den Kränzen und Schleifen verzierten „Bäume“ wird zu Mittsommer ausgiebig getanzt.

Wo getanzt wird, da wird auch gerne und viel gegessen und getrunken. Wenn es hierbei ein urtypisches Mittsommer-Gericht gibt, dann besteht dieses aus sill (eingelegtem Hering), färskpotatis (neuen Kartoffeln mit Dill) sowie gräddfil (Saurer Sahne mit Schnittlauch und Zwiebeln). Auf der fruchtig-süßen Seite des Menüs sei die jordgubbstårta (Erdbeertorte) hervorzuheben – die schwedischen Erdbeeren gelten als besonders süß, da sie während der hellen, langen und vergleichsweise kühlen Frühlingsnächte relativ wenig Zucker verbrauchen.

Beliebte Getränke sind Bier und Schnaps, konsumiert wird davon nicht zu wenig. Dazu gehören naturgemäß ein herzliches „Skål!“ und eine Reihe beliebter Trinklieder wie Helan går (sinngemäß: „das Ganze geht runter“). Die angeheiterte Mittsommer-Atmosphäre begünstigt Tanzen und die Teilnahme an erwachsenen-untypischen Spielen (Sackhüpfen…). Lediglich auf erfrischende Aktivitäten in den vielen schwedischen Gewässern verzichtet man besser: Am Mittsommertag mischt sich der Wassergeist Neck unter das feiernde Volk und lockt unaufmerksame Zeitgenossen mit seinem Violinenspiel in die Tiefe.

Ihr seht, die Schweden und ihr Mittsommerfest sind irgendwie besonders und vor allem unzertrennbar. Damit ihr – zumindest kulinarisch - ein wenig daran teilhaben könnt, haben wir in den Rezepten der Woche drei authentische Rezepte, die euch auf einem großen Mittsommer-Buffet begegnen könnten. Unbedingt ausprobieren. Smaklig måltid och skål - håll dig frisk och ta hand om dig själv. :)